MINI Aceman
Genialer E-Crossover oder überteuerte Stil-Ikone?
Wenn MINI einen neuen Wurf auf die Straße bringt, lohnt es sich, genauer hinzusehen. Der Aceman ist kein halber Schritt, sondern ein klarer Angriff auf das wachsende Segment der kompakten Elektro-Crossover.
Knackige Optik, ein modernes Antriebskonzept und eine gehobene Ausstattung sollen zeigen, dass MINI nicht nur im Premium-Kleinwagensegment, sondern auch bei den Stromern mitreden will.

MINI Aceman
MINI Aceman - Innenraum

© mediapool.bmwgroup.com
Design: Mehr als nur Retro
Der Aceman ist nicht nur irgendein MINI, sondern eine Kampfansage im hart umkämpften Crossover-Segment. Sein Design bricht mit alten Traditionen, ohne die DNA der Marke zu verlieren. Die 4,07 Meter Länge und 1,75 Meter Breite lassen ihn kraftvoll und robust wirken, während die scharf geschnittenen LED-Tagfahrlichter mit wählbaren Lichtsignaturen eine neue Identität schaffen. Keine weichen Rundungen, keine verspielten Details – stattdessen gibt es markante Linien, muskulöse Radhäuser und eine wuchtige C-Säule, die dem Aceman einen bulligen Stand verleiht.Die Front dominiert ein geschlossener Grill, flankiert von Matrix-LED-Scheinwerfern. Optional lassen sich verschiedene Lichtsignaturen einstellen, was dem Aceman einen individuellen Look verleiht. Hinten setzen die Rückleuchten auf das bekannte Union-Jack-Design, diesmal allerdings schärfer und moderner umgesetzt. Das minimalistische Design setzt auf Funktion statt Schnörkel, was dem Crossover eine futuristische und gleichzeitig robuste Ausstrahlung gibt.
Elektro-Power: Wie fährt sich der Stromer?
Im Aceman steckt ein 184 PS starker Elektromotor mit einem satten Drehmoment von 290 Nm. Das bedeutet: Sofortige Kraftentfaltung, null Verzögerung. Wer aufs Pedal tritt, spürt den elektrischen Punch direkt in den Rücken gedrückt. Der Sprint von 0 auf 100 km/h dauert nur 7,5 Sekunden – für einen elektrischen Crossover in dieser Klasse eine mehr als ordentliche Leistung.Die 54,2-kWh-Batterie bringt ihn laut WLTP auf eine Reichweite von bis zu 402 Kilometern. In der Realität dürfte das etwas niedriger ausfallen, doch auch bei sportlicher Fahrweise sind über 300 Kilometer problemlos machbar. Geladen wird mit bis zu 130 kW an Schnellladesäulen, womit der Akku in rund 30 Minuten von 10 auf 80 Prozent geladen ist. Wer zu Hause lädt, kann mit einer 11-kW-Wallbox in rund 5 Stunden eine vollständige Ladung erreichen.
Regeneratives Bremsen sorgt für eine erhöhte Effizienz und verlängert die Reichweite. Besonders clever: Die Rekuperation lässt sich anpassen, sodass sich der Aceman auf Wunsch fast wie ein Verbrenner oder komplett per One-Pedal-Driving fahren lässt.
Fahrverhalten: MINI bleibt MINI
Elektrisch fahren heißt nicht automatisch langweilig – und der Aceman beweist genau das. MINI steht für Fahrspaß, und auch dieser Crossover macht keine Ausnahme. Die Lenkung ist direkt, das Fahrwerk straff, ohne unkomfortabel zu sein. Durch den tiefen Schwerpunkt – bedingt durch die Batterie im Unterboden – liegt er satt auf der Straße, auch wenn man ihn flott durch Kurven jagt.Der "Go-Kart-Mode" verstärkt das Ganze noch: Die Lenkung wird schärfer, die Gasannahme direkter, das gesamte Fahrgefühl wirkt noch dynamischer. Auf kurvigen Landstraßen spielt der Aceman seine Stärken aus. Zwar kann er die typische MINI-Wendigkeit eines Hatch nicht ganz erreichen, doch für einen Elektro-Crossover bleibt er erstaunlich agil.
Auf der Autobahn zeigt er sich souverän, auch wenn bei Geschwindigkeiten über 120 km/h Windgeräusche auffallen. Hier merkt man, dass MINI vor allem den Stadt- und Landstraßenverkehr im Fokus hatte. Wer einen leisen Gleiter sucht, sollte sich auf moderatere Tempi beschränken.
Innenraum: Digitales Cockpit
mit Premium-Anspruch
MINI hat den Innenraum des Aceman konsequent modernisiert. Das Highlight: Ein kreisrundes OLED-Display in der Mitte des Armaturenbretts. Kein klassisches Cockpit mehr – stattdessen übernimmt das 9,4-Zoll-Display fast alle Funktionen. Das neue "MINI Operating System 9" basiert auf Android und lässt sich sowohl per Touch als auch per Sprache bedienen. Klassische Knöpfe? Kaum noch vorhanden. Dafür gibt es eine stylische Kippschalterleiste, mit der sich wichtige Funktionen wie Fahrmodi oder die Rekuperation schnell steuern lassen.
Die Sitze sind sportlich geschnitten, bieten guten Seitenhalt und sind auf Wunsch beheizbar. In puncto Platz ist der Aceman vorne großzügig bemessen, hinten wird es jedoch für größere Passagiere etwas enger. Der Kofferraum bietet mit 300 Litern ein solides Ladevolumen, das sich durch Umklappen der Rückbank auf 1.000 Liter erweitern lässt.
Preis und Konkurrenz:
Wo steht der Aceman?
MINI positioniert den Aceman klar als Premium-Crossover – und das zeigt sich auch beim Preis. Los geht es bei rund 39.000 Euro, wer mehr Ausstattung möchte, landet schnell über 45.000 Euro. Zum Vergleich: Ein Volvo EX30 startet bei knapp 36.000 Euro, bietet aber mehr Leistung und eine größere Batterie. Auch der Hyundai Kona Elektro kommt günstiger und mit vergleichbarer Reichweite. Der Aceman setzt jedoch auf Exklusivität. Wer das MINI-Gefühl will, bekommt es hier mit moderner Elektrotechnik kombiniert. Die Konkurrenz ist stark, doch der Aceman hebt sich durch sein ikonisches Design und sein einzigartiges Fahrgefühl von der Masse ab.
Eine genaue Marktanalyse
Seit seiner Einführung verzeichnet der Aceman solide Verkaufszahlen, doch von einem durchschlagenden Erfolg kann nicht die Rede sein. MINI-Fans greifen gerne zu, aber außerhalb dieser eingeschworenen Gemeinschaft stößt das Modell auf gemischte Reaktionen. Der Preis ist hoch, die Konkurrenz stark – und nicht jeder kann sich mit dem radikalen Designwandel anfreunden.Besonders in den USA und China gestaltet sich der Absatz schwierig. Während in Europa kompakte Fahrzeuge mit Premium-Charakter noch eine gewisse Nische bedienen, dominieren in anderen Märkten größere SUVs, die oft für weniger Geld mehr Platz und Reichweite bieten. Der Aceman muss sich gegen Modelle wie den Volvo EX30, den Hyundai Kona Elektro und den VW ID.3 behaupten – und genau hier liegt das Problem. Viele dieser Konkurrenten bieten eine größere Batterie, mehr Ladeoptionen und ein oft moderneres Infotainment-System zu einem günstigeren Preis.
Ein weiteres Manko ist der eingeschränkte Innenraum. MINI hat den Aceman als Crossover positioniert, doch mit 300 Litern Kofferraumvolumen bleibt er hinter vielen Mitbewerbern zurück. Auch die Platzverhältnisse auf der Rückbank sind alles andere als großzügig. Während vorne alles schick und hochwertig wirkt, bleibt hinten wenig Luft für Komfort – ein Problem, das MINI-Modelle traditionell begleitet, sich hier aber noch deutlicher zeigt.
MINI hat mit dem Aceman ein Fahrzeug geschaffen, das stark polarisieren wird. Die klare Zielgruppe: Käufer, die unbedingt einen MINI wollen und bereit sind, für das Design und die Marke einige Abstriche in Sachen Praktikabilität und Preis-Leistung zu machen. Ob das ausreicht, um gegen die starke Konkurrenz zu bestehen, bleibt fraglich. Der hohe Einstiegspreis und das eigenwillige Konzept könnten den Aceman auf lange Sicht zu einem Liebhaberfahrzeug machen – aber nicht unbedingt zu einem Marktführer.

MINI Aceman
MINI Aceman - Front- und Seitenansicht 3 Farbvarianten

© mediapool.bmwgroup.com
Ein MINI mit Zukunft – aber nicht für jeden
Der MINI Aceman bleibt seinen Wurzeln treu und geht trotzdem neue Wege. Optisch unverkennbar MINI, technisch auf der Höhe der Zeit und mit einem Fahrverhalten, das mehr Spaß macht als viele Elektro-SUVs.Allerdings hat das seinen Preis – und genau hier könnte der Aceman potenzielle Käufer verlieren. Wer Fahrspaß und individuelles Design über alles stellt, wird ihn lieben. Wer auf Reichweite, Platz und Preis-Leistung achtet, findet jedoch Alternativen mit besseren Zahlen.
Unterm Strich: Der Aceman ist kein Auto für jeden, aber genau das macht ihn so besonders.
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